Das Ende einer Ära im Behindertensport

Verbandsrundschreiben

Beim BSV- Verbandstag 2023 treten der Präsident und einer seiner Vizepräsidenten ab

Taten statt Tagen – im Behinderten- und Rehabilitationssport-Verband Rheinland-Pfalz (BSV-RLP) ist es seit Jahrzehnten Tradition, dass auf Jahreshauptversammungen verzichtet wird. Stattdessen werden die satzungsmäßigen Verbandsinterna alle vier Jahre abgehandelt. Beim Verbandstag am 6. Mai in Nieder-Olm beschäftigt sich die Organisation mit Sitz in Koblenz, die ansonsten Sportler mit Handicap und die Rehabilitation in den Mittelpunkt ihres Alltags stellt, mit sich selbst. In diesem Jahr stellt die Versammlung eine klare Zäsur im Verbandsgeschehen dar: Auf der Führungsebene ist das Ende einer Ära zu verzeichnen. Der Präsident tritt ab, und mit ihm auch einer der Vizepräsidenten.

Ausnahmsweise sei der zweite Mann hier an erster Stelle genannt, denn der Vizepräsident ist nicht irgendeiner. Fast 50 Jahre lang war Rolf Boettiger (83) in der BSV-Spitze aktiv, exakt seit 1975. Er bekleidete eine Vielzahl von Ämtern, in den vergangenen acht Jahren war er „Vizepräsident für alles“, wie BSV-Präsident Karl Peter Bruch (76) es ebenso respektvoll wie treffend zu formulieren pflegt. Bruch selbst blickt bei seinem Abschied auf zwölf Jahre im Spitzenamt des BSV zurück. Der frühere Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz war 2011 zum BSV-Präsidenten gewählt worden.

Ganz verzichten muss der Behindertensport im Land auf das Engagement der beiden herausragenden Ehrenamtler nicht. Beide werden sicherlich auch in Zukunft engagiert für die Belange des BSV eintreten, wobei Boettiger ohnehin weiter das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden im Förderverein des BSV ausüben wird.

Karl Peter Bruch, der in Nastätten wohnt, wo er seine politische Karriere als ehrenamtlicher Bürgermeister startete, setzte sich schon in seiner Zeit als Staatssekretär und Innenminister auf der politischen Ebene energisch für die Belange des Behindertensports ein. Er hat keinen geringen Anteil daran, dass Rheinland-Pfalz bundesweit eine Vorreiterrolle und Vorbildfunktion bei der Förderung behinderter Sportler innehat: Als erstes Bundesland unterstützt Rheinland-Pfalz behinderte Sportler genauso wie Athleten ohne Handicap. Schwerpunkte seiner Arbeit als BSV-Präsident waren die weitere Verankerung des Verbandes im gesellschaftlich-politischen Umfeld und die Stärkung der Stellung des BSV. Während seiner Amtszeit wurde das Thema Nachwuchsförderung/Talentsichtung konsequent im Verband implementiert, und seit 2020 gibt es auch eine hauptberufliche Mitarbeiterin für diesen Aufgabenbereich.

Rolf Boettiger geht vor allem als einer der Mitinitiatoren der Öffnung des Verbandes für alle Menschen mit Behinderungen in die Geschichte des BSV ein. Bis in die 1980er-Jahre hatte sich der Verband zuvor auf die Sport-Interessen der Kriegsversehrten konzentriert. Kein anderer der derzeit im Verband aktiven Mandatsträger hat ein so weites Netzwerk von Verbindungen zu unzähligen Vereinen des Verbandes wie der Rechtsanwalt aus Koblenz, was auch an der Vielzahl seiner Funktionen liegt. So war er unter anderem Vizepräsident Sport, Landessportwart und Vorsitzender der Ausschüsse Leistungssport und Rehasport, aber auch Vorsitzender des Ehrenbeirats und Fachwart Skisport. Rolf Boettiger gilt als unermüdlicher Fürsprecher für den wettkampforientierten Breitensport in den Vereinen, aber gleichzeitig auch als Verfechter der Ausweitung des Rehasports im Verein als ergänzende medizinische Leistung für Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen, bzw. von Behinderung bedrohter Menschen. Zusätzlich war er auch noch rund 30 Jahre Abteilungsleiter der Behindertensportabteilung von TuS Rot-Weiß Koblenz.

Text: Bernd Paetz

Bild von Karl Peter Bruch vor BSV Rollup

Karl Peter Bruch war zwölf Jahre lang Präsident des Behinderten- und Rehabilitationssport-Verbands Rheinland-Pfalz.

Bild von Rolf Boettiger vor BSV-Rollup

Rolf Boettiger prägte den BSV seit 1975 an entscheidenden Stellen mit.

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