Rollstuhlrugby: Wacker geschlagen beim Paralympics-Comeback
Zum Auftakt musste sie beim Paralympics-Comeback nach 16 Jahren gegen die Asiaten ran, hielt lange gut mit und verlor am Ende mit 44:55.
Nach 16 Jahren Abwesenheit durfte die deutsche Rollstuhlrugby-Nationalmannschaft endlich wieder Paralympics-Luft schnuppern. Zum Auftakt der Gruppenphase unterlag das Team von Christoph Werner allerdings dem Medaillenkandidaten Japan mit 44:55 (12:13, 19:28, 32:38, 44:55). Punktbester Akteur auf Seiten des DBS-Teams war Kapitän Marco Herbst (20 Trys, ein Try bedeutet einen Punkt), bei den Japanern war es Daisuke Ikezaki (18 Trys). „Wir haben phasenweise weltklasse gespielt. Die Fehler haben wir aus Nervosität gemacht. Wann spielen wir mal vor solch einer Kulisse gegen solch einen Gegner? Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, sagt Bundestrainer Christoph Werner.
Josco Wilke: Andere Teams haben nun Angst vor uns
Zu Beginn entwickelte sich zunächst eine Begegnung auf Augenhöhe. Die Japaner erspielten sich ihre Punkte vor allem aufgrund ihrer langen Pässe, mit der sie die aufgerückten Deutschen schnell überspielten. „Ein taktisches Mittel von ihnen“, analysiert Spieler Jens Sauerbier. Aber das DBS-Team ließ nicht locker, war nach einem 4:6-Rückstand beim 7:7 wieder gleich auf und ließ sich auch nicht von einem zwischenzeitlichen 9:12 aus der Ruhe bringen, sondern glich durch einen sogenannten „Try“ von Deutschlands Nummer fünf, Josco Wilke, kurz vor dem Ende des ersten Viertels zum 12:12 aus. Der Nationalspieler wurde vom eigenen Fanclub auf der Tribüne, bestehend auf Freunden und Familienmitgliedern, nach Paris begleitet. Den Asiat*innen gelang dennoch der letzte Punkt im Viertel.
Nach der kurzen Unterbrechung zeigten die Japaner, weshalb sie bei den vergangenen Sommer-Paralympics Dritter geworden sind. Allen voran Katsuya Hashimoto war nicht zu bremsen. Der 22-Jährige hatte maßgeblichen Anteil daran, dass seine Mannschaft mit einem 5:0-Lauf vorerst deutlich davon zog. Auf der Gegenseite unterliefen den Deutschen zu viele Ballverluste in der Offensive gegen inzwischen gefestigt wirkende Japaner, die die Führung zur Halbzeitpause auf 28:19 ausbauten.
Mit Wiederanpfiff agierte Team Deutschland mutiger, setzte noch einmal zu einer Aufholjagd an, die aber am Ende nicht belohnt wurde. „Wir müssen aus unseren Fehlern lernen“, sagt Sauerbier. „Wir wollen zeigen, dass wir nicht nur bei den weltbesten Teams mitspielen, sondern die Partien auch gewinnen können. Wir sind keine Touristen hier.“ Mitspieler Wilke ergänzt: „Wir haben cleveres Rugby gespielt. Die anderen Mannschaften in unserer Gruppe haben jetzt bestimmt etwas Angst vor uns, weil sie gesehen haben, was wir können.“
Am Freitag, 30. August, hat die deutsche Rollstuhlrugby-Auswahl die nächste Gelegenheit auf den ersten Sieg bei den Paralympics 2024. Um 17.30 Uhr trifft das Werner-Team auf das Mutterland des Rollstuhlrugbys: Kanada. Die Kanadier haben zum Auftakt gegen die USA mit 48:51 verloren und stehen daher unter Zugzwang.
Text: Jonas Bargmann, Foto: Kevin Voigt /DBS